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Lustige Gedichte

Die schwere Kindheit der Alten
© Werner Franz

Es gibt Leute, die ärgern sich über die Alten,
ja, was soll man denn davon halten.

Mit Verlaub, die haben doch einen Schatten;
wissen die nicht welch schwere Kindheit die hatten.

Es gab kein Handy und nicht nur die neusten Modelle
und keinen Kontakt mal eben auf die Schnelle,

kein Internet hier und an jedem Ort
und im Fernsehen gab's auch nicht jeden Tag Mord.

Zur Schule ging es mit dem Bus oder auf Schusters Rappen;
sie überstanden den Tag, es musste ja klappen.

Ein Auto gab's selten und wenn war es klein,
es musste halt lediglich zweckmäßig sein.

Heute fährt man mit den Taxieltern fast vors Klassenzimmer;
von den alten Zeiten haben sie keinen blassen Schimmer.

Die Kleinen tragen Klamotten von Chanel, Armani oder Dior
und keiner stellt sich die schlimme Kindheit von früher vor.

Ein Spielplatz hat heute eine vorgeschriebenen Matte,
früher war keiner bildlich eingepackt in Watte;

man sah die Kinder bei jedem Wetter draußen rennen,
beim Spielen sich verletzen, beim Feuer sich verbrennen.

Und wie man hört mussten sie früher auf vieles verzichten ,
sie konnten damals noch nichts über Gluten berichten

und eine Laktoseintoleranz konnten sie sich nicht leisten.
Ja, so schlimm war es, so ging es den meisten.

Eine Ganztagsbetreuung stand in den Sternen,
die Kinder mussten bis mittags lernen,

danach saßen sie bei Muttern am Tisch,
sie beherrschte noch das Zubereiten von Fleisch und Fisch.

Und während sie saßen und das Essen schon rochen,
da wurde doch tatsächlich noch gesprochen.

Das entfällt natürlich heute, man postet sich zu,
auch wenn man gegenüber sitzt, man hat seine Ruh.

Man isst auch besser mit Pizza und Baguette,
da gibt es mehr Kalorien und manchmal auch Fett.

So werden sie umsorgt von ihren Lieben
und nicht mehr zum Sport hin getrieben.

Früher wurde man um seine Kindheit betrogen,
weil sie nicht mit der Familie in die Ferne flogen.

Sie hatten einen Ferienjob beim Bauer auf dem Land;
stellt euch vor, Kinderarbeit, das ist schon allerhand.

Und mit Spielsachen, da war es schon knapp,
erzähl es heute einem, der lacht sich schlapp.

Einen Drachen basteln aus leichtem Holz
und wenn er flog, dann waren sie ganz stolz.

Heute hat man ja genügend Taschengeld,
man kauft einfach so, was einem gefällt,

ohne Mama und Papa wird das Geld abgehoben,
das ist die Eigenständigkeit, die Eltern heut loben.

Schwer hatten es die Alten, das ist jetzt klar
und bei der Jugend, wie sie früher war,

sollte man lieber nach Verständnis streben,
dass sie unter diesen Umständen heute noch leben.