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Lustige Gedichte

Starke Nerven
© Bärbel Schwermer

Wer starke Nerven hat, den lade ich ein,
an einem Alltag bei uns mal Beobachter zu sein!

Einen Wecker, nein, den brauchen wir nicht,
diese Aufgabe unser Jüngster, der Jasper, verricht’
Kurz nach sechs schreit er sich um Kopf und Kragen,
das ist so seine Art nach der Flasche zu fragen.
Für Vater Wolfgang wird es jetzt auch Zeit,
bis die Arbeit bei Thyssen ruft, ist es nicht mehr weit.
Seine Aufgabe vorher ist es vor allen Dingen,
den Julius und seine kleine Freundin in die Schule zu bringen.
Inzwischen ist auch Johannes schon wach,
jedoch nicht leise, nein, mit großem Krach.
Er schimpft und tobt, ist beleidigt auch dann,
weil das was da liegt, er niemals zieht an.
Der Pullover kratzt, die Hose, die zwickt,
zwingt man ihn das zu tragen, spielt er gleich verrückt.
Also muss ich, ganz ohne zu fluchen,
ihm eine neue Garnitur aussuchen.

Nun setze ich Jasper in den Laufstall hinein,
prompt fängt er lautstark an zu schrei’n,
den „Käfig“ findet er schrecklich doch,
also reißt er die Ärmchen zum Rausheben hoch.
Jetzt schmiere ich die Brote, viele an der Zahl,
schneide das Obst, wie gewohnt, allemal.
Endlich, denn es wird Zeit, der Große kommt runter,
was der sich hat angezogen, kann sein nicht bunter.
Unter großem Protest, wie man das von ihm so kennt,
gelingt es mir ihn zu überreden für ein anderes Hemd.
Mit Küsschen und Winken verabschiede ich dann,
meinen Sohn Julius und leicht angenervten Mann.

Aufatmend wende ich mich jetzt in aller Ruh’,
den beiden anderen Kindern zu.
Jetzt möchte Johannes, das ist immer so gewesen,
von mir eine Geschichte haben vorgelesen.
Doch Jasper rebelliert, straft uns auf seine Art mit Verachtung,
denn auch er möchte immer seine Beachtung.
Und über dieses kleine Bündel Leben,
muss sich Johannes dann wieder aufregen.

Dann bin ich froh, könnte fast schon singen,
denn jetzt kann ich Johannes in den Kindergarten bringen.
Auch für den kurzen Weg sind nütze,
Schühchen für Jasper, Jacke und Mütze,
den Kleinen auf dem Arm, den Mittleren an der Hand,
so komm ich jeden Morgen fast angerannt.

Nun bin ich mit Jasper endlich allein,
kann auch mir nun schenken ’nen Kaffee ein.
Die Zeitung zu lesen in aller Ruh’,
da komm ich nur ganz selten zu.

Verstärkt fängt Jasper an zu quengeln,
als er vergebens versucht sich durch zwei Stühle zu drängeln.
Kurz entschlossen ich mich rett,
und steck den Kleinen in das Bett.

Endlich hab’ für Hausarbeit,
ich nun wirklich etwas Zeit,
doch da ist der bekannte Ton,
es klingelt nun das Telefon.

Mutti ist wie jeden Morgen an der Leitung,
s i e hat bereits gelesen die Zeitung,
und berichtet mir von den Dingen,
die der Regierung müssen noch gelingen.
Dann liest sie mir vor ihr neuestes Gedicht,
das kann ich nun verhindern nicht.
Ihre Wortwahl ist ja wirklich enorm,
morgen liest sie es mir wieder vor, aber in verbesserter Form.
All das ist nun auch wirklich sehr schön,
doch bei mir muss es ja auch weitergehn.
Bügeln, putzen, Wäsche waschen,
dass Schnäppchen bei ALDI noch erhaschen.
Das Mittagessen darf natürlich nicht warten,
denn gleich sind sie da, meine drei hungrigen Granaten.
Einer kommt immer nach Haus mit großem Gebrüll,
geduldig ich ihre Teller füll.
Sofort geht das Geschrei dann los,
was ist das für ein Essen bloß ?
Meistens ist es Julius, der so spricht,
und auch essen tut er nicht.
Und da ,wo Johannes am Morgen verkehrt,
hat man ihm ein neues Schimpfwort gelehrt.
Genervt muss ich es immer wieder hören,
das furchtbare Wort, das uns mehr tut als stören.
Wer sagt denn im Kindergarten so was, Johannes, sprich,
Mama keiner, außer i c h !

Und wenn einer denkt ich könnte jetzt Pause machen,
da kann ich nun wirklich nur drüber lachen.
Hausaufgaben machen ist jetzt bei Julius der Hit,
und Johannes macht immer auch Hausaufgaben mit.
Julius kommt schon ganz gut selber zurecht,
doch bei Johannes klappen die selbstauferlegten Hausaufgaben schlecht.
„Mama, nun sag mir, was soll ich hier schreiben,
magst du meine Schrift auch wirklich gut leiden“
So nimmt er dem Julius sowieso,
jeden Tag wieder die Hausaufgabenshow.

Das ist grad die Zeit, wo auch Jasper ist wach,
obwohl es ist stressig, ich einfach dann lach’,
Jasper pappelt und quiekt in einer Tour,
ich frag’ mich, wie halten das aus meine Nerven nur.
Weltmeister im Reden, einer von uns besonders kann es,
es ist und bleibt unser Johannes.
Sieht man ihn nicht, dann hört man ihn,
redend durch die Wohnung ziehn.
Bekommt er kein Gehör, ist er beleidigt,
wenn seine vielen Fragen er verteidigt.
Man fragt sich wirklich in aller Ruh,
wie kommt dieses Kind überhaupt dazu.
Wolfgang sagt nur: „Ich bitte dich,
von mir hat er es ganz bestimmt nich(t)!“

Der Nachmittag gestaltet sich vor allen Dingen,
die Jungs immer hin und her zu bringen,
Julius zum Fußball, Johannes zum Turnen,
dort muss er allein hin, dass tut ihn wurmen.
Frau Wutz passt dann oftmals auf Jasper auf,
so nehmen die Tage ihren Lauf.
Manchmal kommen auch Freunde ins Haus,
danach sieht die Wohnung wie ein Schlachtfeld aus.
Oder man zankt sich, ich bin entsetzt,
habe Angst, dass sich auch niemand verletzt.
Tapfer räum ich am Abend die Sachen weg,
mit der Gewissheit, es hat eigentlich gar keinen Zweck,
Denn morgen sieht’s eh aus, das ist ja klar,
alles wieder so chaotisch wie es gerade war.

Gegen 18.00 Uhr so um den Dreh,
meistens pünktlich ich zuseh’,
dass mit der Vorbereitung für die Nacht ich beginn,
mit anderen Worten, der „Abendwahnsinn!“
Doch kommt auch Wolfgang mal pünktlich zurück,
kann ich reden nur von Glück,
die Burschen strahlen, und ich kann lachen,
denn nun soll alles Papa machen.

Ich will neben Papa sitzen,
den Bleistift soll er mir anspitzen.
Nur Papa soll mir die Zähne putzen,
gnadenlos tun sie ihn ausnutzen.
Von Papa will ich eine Geschichte hören,
Mama du tust dabei nur stören.
Papa hier und Papa da,
manchmal denk ich, jetzt reicht es gar.
Um halb acht wird das Licht ausgemacht,
für hoffentlich ‚ne störungsfreie Nacht.
Doch ganz heimlich und verstohlen,
schleicht auf ganz ganz leisen Sohlen,
Julius in das Wohnzimmer,
Schimpfe gibt’s dann eigentlich immer.

Ist auch er zur Ruh bereit,
machen wir uns vorm Fernseher breit.
Gar nicht lange genieß’ ich die Ruh’,
dann fallen mir die Augen zu.

Entschuldigend ich meinem Wolfgang sage,
dass ich kaputt bin am heutigen Tage.
Dass ganz schön ich bin geschlaucht,
weil jedes Kind mich ständig braucht.
Manchmal ich dann frage mich,
wann dreht es sich denn mal um mich ?
Auch Wolfgang wird an solchen Tagen,
sich wohl genau dasselbe fragen.
Schlaftrunken wir ins Bett dann geh’n,
nicht ohne nach den Kindern noch zu sehn.

Nicht lange dauert uns’re Zweisamkeit,
jetzt ist nämlich Jaspers Zeit,
dass er schreiend sich bemerkbar macht,
um zu kuscheln mit Mama für den Rest der Nacht.
Und tapp, tapp, tapp kommt bald herbei,
auch Sohnemann Johannes, also Nr. zwei.
Und was ich meistens schon gar nicht mehr kriege mit,
ist, dass die Söhne bei uns liegen zu dritt.
Beim Erwachen oft ich die Nase rümpf,
wir liegen in zwei Betten mit fünf.

Furchtbar eng liegen wir Bauch an Bauch,
doch ein klein bisschen schön finde ich es auch.